Aufgrund der Krankheit im Hause de Jong kommt heute ein Gastbeitrag von David.
Völlig unerwartet erhielt ich heute einen Anruf von einem Freund. Ich nahm den Anruf entgegen, ohne die Telefonnummer des Anrufers zu erkennen. Ein Mann mit einer angenehmen Stimme meldete sich: “Hallo, hier ist Tim. Wie geht es dir?” Ich hatte lange nicht mehr mit Tim gesprochen. Es schien gefühlt mehrere Jahre, seit dem ich das letzte Mal mit ihm sprach. Ich erwiderte: “Danke, mir geht es gut.” Wir sprachen einige Minuten und er sagte mir einfach, dass er in der letzten Zeit öfter an mich dachte. Erst jetzt hatte er die Zeit gefunden mich anzurufen. Das sind mir fast die liebsten Anrufe. Welche, die sich einfach ergeben und ein lieber Mensch mal “Hallo” sagen will. Ich bin dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die einen selbst nach langer Zeit nicht vergessen. Fast genauso ist es auch mit Gott. Der Unterschied ist, dass Gott uns jeden Tag erneut versucht zu erreichen. Das Problem: Unsere (Telefon-) Leitung ist besetzt oder wir gehen nicht ran. Nimm dir heute Zeit, für deinen ganz persönlichen “Anruf” von Gott! Gute Verbindung!
Manchmal sprechen die Augen eines Menschen eine andere Sprache als der Mund. Das habe ich bei einer guten Freundin erlebt. Ihre Augen sehe ich immer noch vor mir. Es waren keine fröhlichen und tatkräftigen Augen, auch wenn ihr Mund dieses kündete. Seit letztem Jahr ist sie schwer erkrankt. Sie steht in Beruf und Familie auf ihrem Platz und ist für alle da. Doch ich mache mir Sorgen um sie. Gerne würde ich sie nehmen und schütteln, sie bitten doch zu reden und loszulassen. Noch lieber würde ich ihr erzählen, dass es Hilfe für sie gibt. Das schwierige ist, dass sie die Hilfe annehmen muss. Ich weiß aus dem eigenen Erleben, dass dies zu den schwersten Übungen schlechthin gehört. Zuzugeben, dass der eigene Köper nicht so funktioniert wie man will, ist wahnsinnig schwer. Dies funktioniert am besten mit einer tragfähigen Hoffnung. Doch sie muss sich für dieses Angebot selbst entscheiden. Ich kann ihr von meinem Gott erzählen und davon, dass er hilft, hier und jetzt, wagen muss sie es allein.
Wenn ich doch irgendwas tun könnte. Irgendwas um die traurigen Augen wieder in fröhliche Augen zu verwandeln. Ich würde es so gerne tun.
Angeblich haben Frauen ein Kontingent von ca. 7.000 Worten am Tag. D.h. sie haben das Bedürfnis, in Höhe dieser Anzahl zu reden. Männer haben im Gegensatz dazu “nur” 2.000 Worte, die sie artikulieren wollen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, aus welcher Studie diese Daten sind, aber auf jeden Fall ist da etwas Wahres dran. Ich erlebe das immer wieder bei mir und Alex. Er ist auf jeden Fall der Schweigsamere von uns beiden. Es gibt Tage, da habe ich dieses Kontingent an Worten recht zügig aufgebraucht. Gestern war so ein Tag. An diesem Tag habe ich über 4 Stunden telefoniert. Nun es ist richtig, ich telefoniere lieber als dass ich Kurznachrichten versende, aber das war dann sogar für mich etwas zuviel. Es ist ja nicht nur das Reden, sondern die vielen Informationen, die der andere gibt und sie sollen ja auch verarbeitet werden.
Manchmal frage ich mich, warum Frauen ein höheres Kontingent an Worten haben als Männer. Wahrscheinlich liegt es daran, dass meistens die Frauen die Kontakte zu Freunden und Familie aufrecht erhalten und das geschieht nun mal besser mit Sprache. Wobei, da fällt mir ein, dass es auch bei Männern Ausnahmen gibt, denn auch diese können reden … und im Netzwerken sind Männer erstaunlicherweise besser als Frauen. Woran das wohl liegt?
Obwohl ich bei einem Halbleiterhersteller arbeite, habe ich den Sinn von manchen Dingen noch nicht so ganz verstanden. Vielleicht ist das aber auch das Zeichen, dass ich alt werde. Chattools sind ja eine gute Sache um einen kurzen Gruß oder Infos durch die Leitung zu schicken. Doch gerade hat tatsächlich jemand versucht per Kurztexte eine normale Kommunikation zu führen. Dafür muß ich sagen, fehlt mir die Geduld und die Sinnhaftigkeit. Dann stelle ich mir die Welt vor mit lauter Elektroden und keiner redet mehr mit dem Anderen persönlich. Ich gehöre noch zur telefonierenden Gesellschaft, die ein Bedürfnis hat, die Stimme des anderen zu hören, wenn ein Treffen schon nicht möglich ist. In meiner persönlichen Wahrnehmung gibt es nichts was dies ersetzen kann. Egal, wie gut ich versuche etwas zu beschreiben, es wird doch immer hinken. Interessant ist, dass wir Menschen als Kommunikationswesen angelegt sind und es für unser Wohlbefinden brauchen. So war dann mein Vorschlag, laß uns doch telefonieren. Das haben wir dann auch auf ganz konventionellem Weg getan.