http://www.sueddeutsche.d…chsen-1.1011828
Sexverbot in Niedersachsen, das war die Überschrift. Was danach geschrieben stand, wollte ich nicht wirklich glauben. Ein Iraker, der in Deutschland im Landkreis Northeim als geduldeter Flüchtling lebt und seine Frau in Sachsen-Anhalt besuchen wollte, bekam dazu keine Erlaubnis des Sachbearbeiters. Die Begründung des Amtes war: “Bei Ihrem Vortrag Ihre Frau zu treffen um mit ihr Sex zu haben, handelt es sich nicht um einen Grund, der den (…) Voraussetzungen entspricht.”
Nun, ich kenne die Voraussetzungen nicht, die gelten, wenn man unter die Residenzpflicht fällt. Allerdings frage ich mich, wo das Herz des Sachbearbeiters in dem Fall war. Wenn das Amt, wie später behauptet, die Ehe der Beiden angezweifelt hat, wäre Nachfragen ein normaler Vorgang gewesen.
Wir in Deutschland sind stolz auf unser christliches Abendland. Dazu gehören Werte wie Rücksichtnahme und gegenseitige Verantwortung. In dem Fall sind diese wohl eher mit Füßen getreten worden.
Insoweit bewundere ich den Mut des Irakers, dass er überhaupt einen Antrag auf Sex mit seiner Ehefrau stellte. Er war bereit sich den Strukturen unseres Landes zu unterstellen. Eigentlich tat er genau das, was wir doch wünschen. Diesen Antrag abzulehnen, halte ich deshalb für doppelt schädlich. Nicht nur, dass das Vertrauen des Mannes in unseren Staat einen Knacks bekommen hat. Durch die Ablehnung wurde eine Botschaft zu den Leidensgenossen dieses Irakers gesendet. Wie um alles in der Welt können wir dann noch erwarten, dass geduldete Flüchtlinge ähnliche Anträge stellen?
Wer für andere Menschen Verantwortung übernimmt, sollte diese nicht mit Füßen treten.