Service und Prozess oder es lebe der Kunde

Kundenservice ist wichtig und wird von Unternehmen als solches auch formuliert. Prozesse wurden eingeführt, um Kunden noch besser und schneller bedienen zu können. So sollte doch eingentlich alles super sein.[teaserbreak]Gestern hatte ich eine freundliche Callcenter-Mitarbeiterin am Telefon. Sie war sehr freundlich, um Deeskalation bemüht und verstand meine Aussage und Begehr nicht wirklich. Aus diesen meinem Erleben heraus entsteht folgender Blog:

Vor vielen Jahren wurden Stück für Stück  in allen Unternehmensbereichen Prozesse eingeführt. Sie sollten der Qualitätssicherung und damit dem Kunden dienen. Ein weiteres Ziel bei Prozesseinführung war es, Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, schnell und einfach Kollegen z.B. bei Krankheit zu vertreten. Alles das, so wurde versprochen, diene dem Wohl des Kunden. Er bekäme dadurch einen besseren und schnelleren Service.

Inzwischen sind die Prozesse definiert, in Software abgebildet, werden immer wieder verändert und optimiert. So alles dem Wohl des Kunden dient, sollten doch die Kunden zufrieden sein und die Mitarbeiter intern auch.

Doch ich stelle vermehrt fest, dass Prozesse als Grund zur Entschuldigung gesucht werden. Dabei sind die Prozesse selbst neutral, es sind die Menschen hinter den Prozessen. Ein Vorgang wird nicht bearbeitet, es werden Fehler gemacht bei der Bearbeitung, die Abstimmung zwischen zwei Abteilungen funktioniert nicht. Doch Schuld ist immer der Prozess.

Prozesse werden also inzwischen oft als Begründung für mangelnde Kooperation oder Willen, für Unmotiviertheit und den Unwillen des Nachdenkens verwendet. Nichts ist doch so einfach zu formulieren wie: der Prozess ist schuld.

Damit ist  erstmal keiner schuld, ist doch der Prozess selbst neutral. Auf diese Weise wird das Unternehmen in eine Art Kollektivhaftung genommen. Der Prozess gehört zum Unternehmen, also ist das Unternehmen schuld.

Service ist und bleibt bei allen Qualitätsbestrebungen und Prozessen aber immer ein Thema der Menschen, die es bearbeiten. Ist der Mitarbeiter gewillt eine Lösung zu finden oder nicht? Wird sich der Mitarbeiter engagieren und zum Wohl seines Unternehmens einsetzen, das sind die Fragen.

Um zu meiner Call-Center-Mitarbeiterin zurück zu kommen. Sie teilte mir mit, dass es keinen Beschwerdeprozess gebe und sie deshalb nicht wisse, was sie mit meiner Information machen soll.

ES LEBE DER PROZESS!