Immer mehr, so scheint es, gerät eine Tugend in eine unpopuläre Position. Zu warten ist nicht mehr attraktiv. Wir wollen alles gleich und sofort besitzen. Dabei ist der Zustand des Wartens durchaus nicht so negativ wie es allgemein scheint.[teaserbreak]
Die Werbung erzählt uns, dass wir alles sofort und gleich haben können. Wer will dann noch warten? Wir leben in einer Gesellschaft, in der Warten immer mehr ins Abseits gerät, denn die Werbung nimmt Einfluss nicht nur auf unser Kaufverhalten, sondern auch auf unsere Einstellung zum Leben im Allgemeinen.
Warten scheint aus der Mode zu kommen. Deshalb hier ein paar Dinge, die Warten attraktiv machen:
- Beim Warten zeigt sich, wie wichtig uns ein erstrebtes Gut ist. Warten wir darauf, ist es uns wichtig.
- Warten produziert eine Vorfreude auf das, was wir erstreben. Wir freuen uns bereits und diese Freude beeinflusst unsere Einstellung dem zu erstrebenden Gut gegenüber.
- Warten ist auch ein Klärungsprozess. Während wir warten können wir nachdenken, ob das Gewünschte wirklich so wichtig ist.
Schauen wir in die Natur, erleben wir Zeiten des Wartens jedes Jahr aufs Neue. Wir warten auf den ersten deutschen Spargel und auf Erdbeeren. Wir warten auf blühende Rosen und Pfirsiche. Alles das ist nur dadurch so lecker und schmeckt besonders gut, weil wir es nicht immer haben. Was wären armomatische und saftige Erdbeeren, wenn sie das ganze Jahr über in Überfluss vorhanden wären?
Wir warten derzeit auf unserer Rose. An der Fülle der Blütenansätze sichtbar, zeigt sich ein Traum, der Realität werden wird. Doch damit unsere Rose diese Kraft hat, kann sie nur ein Mal im Jahr so verschwenderisch blühen. Trotzdem warten wir, schon fast sehnsüchtig, auf die kommende Blütenpracht.
Worauf wartest du?