Über welche Messlatte wirst du heute springen und wie hoch ist die Messlatte für deine Mitmenschen?
Wir haben eine Erwartungshaltung an das Verhalten unserer Mitmenschen. In unseren Köpfen gibt es eine klare Vorstellung über ihr Verhalten. Doch dann geschieht etwas und unser Bild vom Anderen ist zerstört, er hat die Messlatte unserer Erwartungen nicht übersprungen, sondern eingerissen.
In unseren Köpfen entwickelt sich das Ganze weiter. Die Fehler unserer Mitmenschen werden immer größer und dominanter. Aus der gerissenen Messlatte wird der Klatsch und Tratsch mit Nachbarn oder in den Kirchengemeinde. Es sind die Unterstellungen über Verantwortliche in Ämtern, Wirtschaft und Politik und es ist das Auseinandernehmen von Prominenten in den Medien. Meistens geht es um Fehler, Schwächen, Fehlverhalten, eher selten um Positives.
In unserer Enttäuschung über die gerissene Messlatte übersehen wir viel, vor allem die eigenen Unzulänglichkeiten. Wir messen uns selbst und unsere Mitmenschen mit zweierlei Maß. Viel zu oft ist die Erwartungshaltung für unseren Mitmenschen so hoch, dass er über diese angelegte Messlatte gar nicht kommen kann. Hat er dann (erwartungsgemäß) unsere Messlatte gerissen, fühlen wir uns bestätigt. Von uns selbst denken wir, dass wir die Messlatte locker schaffen und merken nicht, wie wir sie selbst auch reißen.
Das besonders Bedauerliche daran ist, dass wir uns auf diese Weise am meisten selbst enttäuschen. Vielleicht sollten wir unsere Messlatten etwas tiefer hängen, das erspart uns Frust an Stellen, an denen es nicht nötig wäre. Es hilft uns neu aufeinander zuzugehen und stärkt gegenseitiges Vertrauen.