Gestern abend waren wir im See schwimmen und anscheinend haben die Mücken meinen Mann dabei in die Ohren gestochen. Auf jeden Fall hat er heute morgen ganz dicke und rote Ohren. Wenn er mir nicht so leidtun würde, wäre das ein ganz süßes Bild.
So saß er auf dem Sofa und ich habe seine Ohren mit Fenistil eingeschmiert. Währenddessen schaute er sich unsere Sofakissen an und versuchte ein Muster im Stoff zu erkennen. Während er so schaute, startete er den Versuch das Muster zu beschreiben. Erst dann fing ich an, das Kissen anzuschauen. Nicht dass ich sagen könnte ich hätte es noch nie angeschaut. Immerhin habe ich den Stoff selbst in der Fabrik gekauft.
Auf den ersten Blick ist es ein einfarbiges Kissen mit kleinen Vierecken. Erst auf dem zweiten Blick stellte ich fest, dass die Vierecken alle unterschiedlich sind, sowohl in der Anordnung als auch im Abstand zueinander. Nur dadurch wird der Stoff so schön, dass er nicht ganz geometrisch ist.
Da muss ich an uns Menschen denken. Ist es nicht genau so? Auf den ersten Blick scheint er einfach ein unbequemer Zeitgenosse zu sein. Erst der zweite Blick zeigt mehr vom Gegenüber. Es liegt an uns, ob wir einen zweiten Blick wagen, so wie mein Alex mit unserem Sofakissen. Oder ob du so handelst wie ich. Du meinst “das Kissen” zu kennen, um irgendwann festzustellen, dass du dein Gegenüber noch nie richtig angeschaut hast.